Ich rette Lebensmittel!

Was soll das bedeuten? Ich möchte euch gerne aufklären, denn das Thema, über das ich heute schreibe, liegt mir sehr am Herzen.

lebensmittelretten-ausbeute

An dieser Stelle habe ich euch schon im letzten Jahr erzählt, wie viel wir wegwerfen und wie viel davon häufig noch verzehrbar ist. Das ist eine traurige Tatsache, vor der viel zu viele Menschen die Augen verschließen. Unser Konsumverhalten und unsere Ansprüche als Verbraucher tragen dazu bei, dass auf Handelsebene zu viel angeboten wird, das dann hinterher nicht verkauft werden kann. Aber Hauptsache, der verwöhnte Konsument hatte die Wahl, sich aus 20 Gemüsesorten die eine rauszusuchen, die er eh jede Woche verzehrt.

Aber auch Überkalkulation der Märkte, Großpackungen und Überproduktion leisten ihren Beitrag dazu, dass die Lebensmittel, die wir in den Supermarktregalen bestaunen, am Ende des Tages in der Tonne landen, weil sie eine Druckstelle haben oder zu klein für die prall gefüllte Auslage sind. Verkorkste Anforderungen, die nichts mehr mit Qualität, sondern nur mit Aussehen der Produkte zu tun haben, und das MHD, das leider viel zu viele Menschen verwirrt, geben den Lebensmitteln den Rest.

Deshalb bin ich Lebensmittelretter geworden. Das kann jeder werden.

Auf der Plattform lebensmittelretten.de kann man sich anmelden und ganz offiziell Foodsaver werden. Dazu muss man verifiziert werden. Dann bekommt man einen Ausweis, der einen als verifizierten Lebensmittelretter kennzeichnet und der es einem erlaubt, Kooperationen mit Betrieben wie Supermärkten oder Cafés einzugehen. Diese Kooperationen sehen wie folgt aus: Ein Foodsaver geht zu einem Supermarkt und fragt den Filialleiter, ob er Interesse an einer Zusammenarbeit hat. Der Filialleiter sagt am besten Ja und gibt die Tage und Uhrzeiten vor, zu denen abgeholt werden soll. Der Foodsaver erzählt das den anderen Foodsavern der gleichen Stadt in einem Forum auf lebensmittelretten.de und stellt ein Team zusammen, das von nun an regelmäßig bei diesem Betrieb die Lebensmittel abholt. Vorteile: Die Lebensmittel werden nicht mehr weggeworfen, sondern umverteilt, die Energie, die in deren Herstellung gesteckt wurde, wird nicht verschwendet. Die Entsorgungskosten für die Lebensmittel entfallen. Das Image des Ladens wird angehoben, indem er sich für einen guten Zweck einsetzt. Der Lebensmittelverschwendung wird der Kampf angesagt. Alle sind glücklich.

Ich habe einen Betrieb angesprochen und bin nun verantwortlich dafür, dass die Lebensmittel zu den mit der Filiale vereinbarten Uhrzeiten gerettet werden. Natürlich rette ich auch selber. Vor ein paar Tagen war der erste Rettungseinsatz in dieser Filiale. Meine Ausbeute seht ihr auf den Bildern. 30 Kilogramm verzehrbare Lebensmittel, die eigentlich in der Tonne gelandet wären!

Lasst das mal sacken.

30 Kilogramm.lebensmittelretten-ausbeute-salat-ananas-erdbeeren-melone-rucola-pilze

Ich möchte euch zwei Beispiele geben, aus welchen Gründen die geretteten Lebensmittel aussortiert wurden:

Kleine Salatköpfe, alles noch super, nicht vertrocknet, nicht braun, nicht schimmelig. Aber: zu klein! Wenn die Köpfe zu klein sind, lassen sie schneller ihre Blätter nach außen fallen, weil die Theke eigentlich zu warm für Salat ist. Da ist noch nichts welk. Aber die werden dann aussortiert, weil das nicht hübsch aussieht.

Geschälte Ananas. Der Supermarkt hat ein Gerät zum Schälen der großen Früchte. Wenn eine Ananas zu klein für das Gerät ist, bleiben diese Kreise der Schale manchmal bestehen (was auch oft passiert, wenn man zu Hause selber mit dem Messer schält). Diese Ananas kommt dann gar nicht erst in die Theke. Weil noch Schale dran ist (!!!). Die wird gar nicht erst zum Verkauf angeboten. Die wären sofort in die Tonne landen, hätte ich sie nicht gerettet!

Lasst das mal sacken!

Solche und andere Produkte rette ich jetzt und verteile sie weiter. An Freunde, Nachbarn, Leute, die über facebook auf meine Rettungsaktion aufmerksam geworden sind. Lebensmittelretten gibt es schon in vielen größeren Städten, also schaut nach, meldet euch an, startet etwas, bewegt etwas!

Unterschrift1

27 Gedanken zu “Ich rette Lebensmittel!

  1. Julia schreibt:

    Liebe Nadine,
    vielen Dank! Das freut mich sehr =) Ich hoffe, du findest hier noch weitere spannende Themen für dich. UNd vielleicht wirst du auch bald Lebensmittelretter? Das wär doch toll!
    Liebe Grüße

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  2. Soulfood & Fashion schreibt:

    wow toll. Ich bin begeistert. Bin gerade erst auf deinen Blog gestoßen. Bin aber jetzt schon positiv begeistert. Werde ich mir später gleich mal genauer ankucken mit dem Lebensmittel retten.

    Ganz liebe Grüße

    Nadine

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  3. Julia schreibt:

    Liebe Anika,
    das Video habe ich auch schon gesehen und finde das ebenfalls eine super Idee! Ich hoffe auch sehr, dass sich da in naher Zukunft mehr in Deutschland tut. In Belgien z.B. gibt es ja auch schon ein Gesetz, das verbietet, dass verzehrbare Produkte weggeworfen werden. Sowas müsste es hier auch geben. Überhaupt müsste sich einiges ändern, auch unser Einkaufsverhalten und das Wissen über Ernährung. Gut, du und ich haben das, aber es sind zu viele, die zu wenig wissen ;)
    Liebe Grüße und alles Gute in Münster! =)

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  4. Julia schreibt:

    Liebe Anika,
    das Video habe ich auch schon gesehen und finde das ebenfalls eine super Idee! Ich hoffe auch sehr, dass sich da in naher Zukunft mehr in Deutschland tut. In Belgien z.B. gibt es ja auch schon ein Gesetz, das verbietet, dass verzehrbare Produkte weggeworfen werden. Sowas müsste es hier auch geben. Überhaupt müsste sich einiges ändern, auch unser Einkaufsverhalten und das Wissen über Ernährung. Gut, du und ich haben das, aber es sind zu viele, die zu wenig wissen ;)
    Liebe Grüße und alles Gute in Münster! =)

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  5. Anika schreibt:

    Erstmal: Tolle Aktion!
    Sobald ich hier in Münster mal richtig angekommen bin (Wohnung und Job), dann werde ich mich auch anmelden. Schon schlimm, was so alles weggeworfen wird und wie viele Leute nichts zu Essen haben. Aber genauso schlimm ist es was schon vorher aussortiert wird und erst gar nicht in den Handel kommt – von wegen krumme Gurken und „Qualitätsstandards“ – habe dieses Projekt hier gesehen und fände sowas in Deutschland echt eine tolle Sache: http://www.wimp.com/allsupermarkets/

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  6. Julia schreibt:

    Hallo Gabi,
    die Plattformen gehören inhaltlich zusammen und wachsen auch immer mehr zusammen. Auf lebensmittelretten.de kann man über sein Lebensmittelretter-Profil ebenfalls die Essenskörbe anbieten, wie das auch bei foodsharing.de der Fall ist. Das schließt sich also nicht aus ;) Schön, dass du mit foodsharing bereits so gute Erfahrungen gemacht hast, das freut mich sehr!

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  7. Gabi schreibt:

    Lässt sich die Lebensmittelrettenseite auch irgendwie mit der Foodsharingseite verbinden? Ich hab schon mehrmals über Foodsharing Lebensmittel verschenkt die ich selber zuviel hatte und das lief ganz gut.

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  8. Julia schreibt:

    Hallo Klaus-Peter,
    die Lebensmittelretter sind eine Ergänzung zur Tafel – keine Konkurrenz. Der Laden, in dem ich abhole, lässt auch regelmäßig von der Tafel abholen, also ja, es ist koordiniert und funktioniert ;)
    LG

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  9. Julia schreibt:

    Leider ja, das stimmt.
    Man kann aber auch mit mehreren Leuten und dann halt mit dem Fahrrad retten (gibt ja auch Fahrradanhänger). Würde ich eigentlich auch lieber machen als mit dem Auto durch die Gegend zu fahren und Abgase auszustoßen. Das werde ich noch optimieren ;)

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  10. Bibiana schreibt:

    Ich finde dein Engagement total Klasse. Ich habe mich gerade auch angemeldet und hoffe, dass auch ich schon bald an der Rettung und Umverteilung von Lebensmitteln mitwirken kann. Glg

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  11. Buchmacherin schreibt:

    Klasse Aktion! Da möchte man glatt selbst mitwirken und dem Irrsinn ein Ende setzen. Leider bin ich nicht mobil genug, um solche Mengen abzuholen. Aber vielleicht gibt es ja noch anderweitig eine Funktion, die ich erfüllen kann. Danke, für diesen tollen Tipp! (Schade, dass das nötig sein muss.)
    Was mir dabei aber noch wieder auffällt: Der ungeheure Plastikmüll, der mit jedem Einkauf exponentiell in die Höhe schießt. Man kann nichts kaufen, ohne Müll zu prodozieren. Ahhhh…..

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  12. Mum schreibt:

    Würde ich gern, klappt aber zetilich heute leider nicht :-(
    Muss früh zuhause sein wegen Handwerker und NC ist noch auf Dienstreise.
    Vielleicht dann mal nächste Woche.
    Gruß Mum

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  13. Julia schreibt:

    Hallo Mama =)
    BIs auf ein paar Salatköpfe und Rucola ist fast alles weg ;) Zum Glück! Hat mich aber auch den ganzen Tag auf Trab gehalten! Morgen dann noch mal, wenn du willst, kannst du ja nach der Arbeit auch vorbeikommen ;)

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  14. Mum schreibt:

    Hi Julia,
    wir haben ja am Freitag über Dein Engagement gesprochen, ich bin echt überwältigt davon, in welcher Größenordnung Dein Rettungseinsatz abgelaufen ist, Respekt!
    Ich hoffe, das Umverteilen der Lebensmittel hat gut geklappt und Du konntest so manchem damit eine echte Freude bereiten.
    Viel Erfolg weiterhin!

    Liebe Grüße
    Mum

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  15. Sarah シ schreibt:

    Ist ja witzig, habe erst heute mit meinem Chef darüber gesprochen, dass sich die Zeiten so krass verändert haben und wir einfach viel zu viel wegwerfen, weils nicht mehr gut aussieht oder vom Vortag ist. Früher ist das anders gewesen, man hatte nicht das Geld und die Auswahl. Da hat man nix weggeworfen, sondern verwertet.
    Echt eine tolle Idee, werd mich mal schlau machen, ob das bei mir auch funktionieren würde.

    Liebe Grüße,
    Sarah

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  16. Julia schreibt:

    Hey, ja, die Bilder habe ich gesehen. Die waren wirklich verstörend! Aber andererseits hab ich manchmal das Gefühl, dass wir sonst gar nichts mehr mitbekommen, wenn es uns nicht drastisch aufgetischt wird.

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