Low Carb bedeutet auch Low Sugar. Für Naschkatzen ist das häufig ein Problem. Aber auch für alle anderen ernährungsbewussten Dessertliebhaber ist nicht jede Süßspeise eine Sünde wert. Kein Wunder, dass da eine Nische entstanden ist, die mit einem passenden Koch- und Backbuch gefüllt werden muss. „Sweet Low Carb“ aus dem TRIAS Verlag möchte süßhungrige Low Carb Verfechter ebenso überzeugen wie Diabetiker oder Kalorienzähler. Da die Rezepte zudem glutenfrei sind, kommen auch Zöliakie-Erkrankte in den Genuss von Waffeln & Co. „Sweet Low Carb“ bietet süße Desserts, Cremes, Gebackenes, Pfannkuchen und sogar Eis.
Der Hintergrund:
Marion Carrington, die die Rezepte entwickelt hat, ist Typ 1-Diabetikerin. Das bedeutet, dass sie sehr genau auf den Kohlenhydrat- und insbesondere auf den Zuckergehalt ihrer Mahlzeiten achten muss. Da sie den süßen Abschluss eines gelungenen Essens aber nicht missen und auf den süßen Geschmack nicht verzichten möchte, hat sie entsprechende Rezepte kreiert.
Zu Anfang gibt sie außerdem ein paar Hintergrund-Infos zu den Zutaten, die sie für ihre Desserts und Süßspeisen ausgewählt hat. Für diejenigen, die sich mit Low Carb und Süßungsmitteln noch nicht so gut auskennen, ist die Unterscheidung von Xylit und Erythrit sehr hilfreich. Nährwerttabellen für Sojadrink und Milch, Obst und Zuckeraustauschstoffe runden den theoretischen Teil ab.
Dazu gibt es noch ein paar Zubereitungstipps, die u.a. auch das Agar-Agar, einen pflanzlichen Gelatine-Ersatz, betreffen. Finde ich ebenfalls sehr sinnvoll, weil das mit Sicherheit eine Zutat ist, die noch nicht jeder verwendet hat.
Allerdings – und das muss ich leider bemängeln – widerspricht sich die Autorin in ihren Zubereitungstipps und den Rezepttexten: Sie gibt dem interessierten Leser mit auf den Weg, dass Agar-Agar in stark säurehaltigen Rezepturen (z.B. mit viel Zitrone) und ohne Erhitzen nicht geliert. ABER: Im Rezept für die Erdbeermarmelade ist Zitronensaft drin und das Agar-Agar wird erst bei ausgeschaltetem Herd eingerührt. Ich habe die Marmelade nach Rezept zubereitet, weiß aber jetzt, warum sie nicht fest geworden ist. Das stimmt mich ein bisschen unzufrieden, da ich auf die Rezepturen vertraut habe. Schließlich steht im Vorspann auch, dass diese alle getestet wurden.
Ebenso gefällt mir nicht, dass es im Vorspann heißt, alle Gelier-Rezepte wären mit Agar-Agar zubereitet. Dabei ist gut die Hälfte laut Zutatenliste mit Gelatine. Weiter heißt es, Gelatine wäre in allen Rezepten durch Agar-Agar austauschbar. Dass das aufgrund der Säure-Sache ja nicht stimmt, muss ich wohl nicht noch mal sagen. Da die Rezepte durch diese Widersprüche aber nicht an Geschmack einbüßen, kann man darüber vielleicht hinwegsehen.
Die Rezepte:
Zu den Rezepten habe ich eine geteilte Meinung. Zuerst einmal hat mich die sehr häufige Verwendung von Geliermitteln abgeschreckt. Gerade mit Gelatine arbeite ich persönlich nicht so gerne. Und die Agar-Agar-Erfahrung war ja, wie gesagt, eher enttäuschend.
Die Rezepte, die ich ausprobiert habe, waren dennoch alle ganz einfach nachzumachen. Die Cremes und Mousses haben mich dabei am meisten überzeugt. Egal, ob fruchtig oder schokoladig – sie werden immer lecker cremig oder fluffig leicht, sind nicht unangenehm süß und oft sehr schnell – und damit auch spontan, falls sich noch Besuch ankündigt – fertig.
Die Pfirsich-Mousse kam bei Besuch richtig gut an, mit der Himbeercreme konnte ich den Freund glücklich machen, Stracciatella-Erdbeer-Creme schmeckt zum Frühstück genauso gut wie zu Waffeln und Pfannkuchen. Und für die Mousse au Chocolat möchte ich euch weiter unten noch das Rezept verraten.
So toll die Cremes waren, so viel Pech hatte ich mit den Crêpes. Dabei habe ich extra Sojamehl gekauft. Aber gelungen sind sie mir nicht. Sie waren überhaupt nicht fluffig, rissen und schmeckten mir gar nicht. Für die meisten Eis-Rezepte braucht man leider eine Eismaschine, weshalb ich die wohl in absehbarer Zukunft nicht ausprobieren werde.
Die Gestaltung:
„Sweet Low Carb“ ist im typischen TRIAS Kochbuchstil gehalten: Taschenbucheinband, dünn, handlich und sehr übersichtlich. Sowohl der Theorie-Teil zu Beginn lässt sich sehr gut lesen, Tabellen und Zwischenüberschriften gliedern den Text für Kopf und Auge sinnvoll.
Die Rezepte sind so gut gestaltet, dass sich Zutaten, Aufwand und Zubereitung schnell erfassen lassen. Aufgrund der gut gegliederten Darstellung kann man auch während der Zubereitung noch mal schnell im Rezepttext den aktuellen Zubereitungsschritt nachlesen. Das macht die Zubereitung sehr easy.
Mein Fazit:
Insgesamt bietet „Sweet Low Carb“ viel leckere Inspiration und vor allem für die Dessert-Cremes lohnt sich mehr als ein Blick ins Buch. Nicht alle Rezepte konnten mich überzeugen, aber das kann man auch nicht von einem Kochbuch erwarten. Trotz der Kritikpunkte überwiegt für mich der positive Eindruck der kreativen Rezeptideen, die durchaus das eine oder andere Mal zum Einsatz kommen werden. Schließlich bin ich trotz Low Carb eine Naschkatze und genieße eine süße Speise immer noch gerne – umso besser, dass es diese zuckerarmen Varianten gibt!
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Und weil ich es so gut fand, gibt es für euch noch das Rezept für Mousse au Chocolat:
Ihr braucht (für 8 kleine oder 4 große Portionen): 60 g Butter, 100 g Bitterschokolade, 3 Eier, 80 g Xylit, Espresso oder Kaffee
So gehts:
Schmelzt die Butter und die Schokolade bei niedriger Temperatur und nehmt die Schoko-Masse dann vom Herd.
Trennt die Eier und schlagt das Eiklar zu Eischnee. Die Eigelbe rührt ihr mit Xylit schaumig und mischt dann eine halbe Tasse lauwarmen Espresso unter. Dann verrührt ihr die Espresso-Masse mit der Schoko-Masse und gebt 2 EL Eischnee vorsichtig unter. Dann den Rest des Eischnees ganz vorsichtig unterheben, sodass der Eischnee nicht zusammenfällt.
Die fertige Mousse füllt ihr bis zum Verzehr (am selben Tag, denn es sind rohe Eier drin!) in Dessertgläser ab und stellt sie kalt. Bedeckt sie am besten mit Frischhaltefolie, damit sich keine Haut bildet.
Nährwerte pro kleiner Portion: 175 kcal, 7 g Kohlenhydrate, 14 g Fett, 4 g Eiweiß
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„Sweet Low Carb“ wurde mir kostenfrei und ohne daran geknüpfte Bedingungen vom TRIAS Verlag zur Verfügung gestellt und ich möchte mich für das Vertrauen bedanken.
Hallo Julia,
schade, denn eigentlich sehen gerade die Crêpes lecker aus. Ja so eine Eismaschine ist schon etwas Feines aber auch nicht ganz billig.
Liebe Grüße
Tanja
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