Über Jobwechsel, Satya und Zwiebelschichten

Was würdest du tun, wenn du mutiger wärst?

In meinem Reflektionstagebuch steht seit fünf Jahren immer wieder diese Frage.

Und ich habe diese Frage jedes Jahr gleich beantwortet:

Meinen Job kündigen. Das verfolgen, was ich WIRKLICH tun möchte.

Jetzt endlich habe ich genau das getan.

Neben meiner stetig wachsenden Selbständigkeit im Bereich Yoga und Fitness habe ich seit Eintritt ins Arbeitsleben in Agenturen gearbeitet. Ich habe klassische Pressearbeit gemacht, mich immer mehr in Online-Kommunikation wiedergefunden und zum Schluss vor allem Social Media Management gemacht.

Und ich habe das gern gemacht. Es lag mir. Ich schreibe gerne und kann das gut. Ich bin kreativ und in der Lage, meine Ideen in Wort und Bild umzusetzen. Das kam mir gelegen. Und meinen Arbeitgebern auch.

Doch ausgehalten habe ich es nirgendwo besonders lange. Alle paar Jahre habe ich die Agentur gewechselt. Aus unterschiedlichen Gründen. Oft, weil die Bedingungen einfach nicht stimmten. Weil die menschliche Komponente, der unverhältnismäßige Druck, Fremdbestimmung und Erwartungshaltungen nicht mit dem übereinstimmten, was ich da eigentlich leistete – oder soll ich sagen: abarbeitete?

Die einzige berufliche Konstante seit über zehn Jahren: meine nebenberufliche Tätigkeit als Fitnesstrainerin und Yogalehrerin.

Das, was ich eigentlich machen wollte.

Was sich nie so wirklich nach Arbeit anfühlte.

Letzte Woche habe ich mich aus dem Agenturleben verabschiedet. Und einer meiner Kollegen sagte zu mir, er wünsche mir, dass ich mich in meinem neuen Job erfüllt fühle.

Das mochte ich sehr.

Denn genau das ist, was ich mir wünsche. Dass das, was ich tue, mich erfüllt. Meiner Bestimmung entspricht. Meiner Wahrheit.

Jetzt darf ich genau das leben. Du findest mich jetzt neben meiner selbständigen Tätigkeit auch bei Your Coach. Bonn. als Personal Trainerin. Endlich kann ich meine gesamte Energie in die Arbeit mit Menschen stecken. Menschen motivieren, bewegen, begeistern, inspirieren.

Inspirieren ist meine Mission. Wenn du mir auf Instagram folgst, dann hast du das schon mehr als einmal gelesen.

Und jetzt fühlt es sich endlich so an, dass ich diese Mission, meine Werte, meine innere Wahrheit leben kann.

Und das bringt mich zu Satya, einem philosophischen Prinzip im Yoga, das ganz eng verknüpft ist damit, so zu handeln, dass es zu deinem wahren Wesenskern passt. Dass dein Wesenskern, deine Worte, Gedanken und Taten in Einklang sind.

Satya im achtgliedrigen Yoga-Pfad

Der achtgliedrige Pfad ist eines meiner liebsten Themen und deshalb widme ich nun regelmäßiger Beiträge genau diesem Thema. Denn der achtgliedrige Pfad ist eine Möglichkeit, auf yogisches Handeln im Kontext der dahinterliegenden Philosophie zu blicken. Er stammt aus den Yoga Sutras von Patanjali und bildet ab, welche Bestandteile alle zu einer holistischen Yoga-Praxis dazugehören. Einer Praxis, die über die Matte hinausgeht.

Die Bestandteile des Pfads greifen alle ineinander und sind nicht unbedingt in einer bestimmten Reihenfolge „abzuarbeiten“. Aber sie sind in einer bestimmten Reihenfolge niedergeschrieben, die ich nutze, um mich an dieser Sortierung zu orientieren, was meine Beiträge angeht.

An erster Stelle stehen demnach die sogenannten Yamas im achtgliedrigen Pfad. Sie beschreiben, wie wir achtsam mit unserer Umwelt und anderen Lebewesen umgehen können. Sie appellieren an persönliche Verantwortung, gesunde Grenzen und daran, dass unser Handeln in Einklang ist mit unserer inneren Wahrheit.

Genau auf diese innere Wahrheit möchte ich heute näher eingehen, auf Satya.

Satya ist da zweite der fünf Yamas.

Wenn du mehr zum ersten Yama – Ahimsa – lesen möchtest, findest du mehr Informationen dazu in meinem Beitrag „über Gesundheit, Yoga und Ahimsa“.

Was bedeutet Satya?

Satya ist Wahrhaftigkeit in Sprache, Handeln und Denken.

Satya ist Ehrlichkeit.

Authentizität.

Satya bedeutet, deinen wahren Wesenskern zu kennen.

Im Yoga geht es auch darum, diesen Wesenskern freizulegen. Ihn freizuschälen und Zwiebelschicht um Zwiebelschicht zu entfernen, die sich wie ein Mantel um deinen Kern gelegt haben: Dinge, du gelernt hast, die dir anerzogen wurden, gesellschaftliche Konventionen, Dinge, von denen wir vielleicht ohne zu hinterfragen ausgehen, dass sie sich nun mal so gehören.

Yoga kann helfen, diese Zwiebelschichten zu identifizieren, zu hinterfragen und abzulegen.

Was übrig bleibt, bist du selbst. Mit deiner Wahrheit. Deinem wahren Ich.

Und dieser Wesenskern ist dein Nordstern. Das, woran du dein Handeln ausrichtest.

Satya off the mat

Satya ist, wenn du ehrlich bist. Mit dir selbst, aber auch mit anderen.

Dabei geht es nicht unbedingt darum, schonungslos ehrlich zu sein. Hier kommt Ahimsa ins Spiel – gewaltfreie Kommunikation, aber wahrhaftig.

Es geht darum, ehrlich mit dem zu sein, was du möchtest. Und zu hinterfragen, warum das so ist.

Satya ist, wenn deine Worte mit deinen Taten übereinstimmen.

Wenn du ehrlich mit dir selbst bist. Und mit deinen Grenzen. Wenn du Nein sagst und auch Nein meinst.

Wenn du dafür einstehst, dass deine Grenzen nicht länger überschritten werden.

Ich habe aus genau diesem Grund schon mehrfach den Job gewechselt. Weil meine Grenzen in einer Art und Weise überschritten wurden, die dazu führten, dass ich mich selbst kaum wiedererkannt habe. Weil ich mich verstellen musste. Weil es sich nicht sicher anfühlte, ich selbst zu sein.

Dieses Gefühl, fehl am Platz zu sein, kommt nicht von ungefähr. Und wenn du in dich hinein hörst, dann hast du diese Stimme vielleicht auch schon mal gehört. Trau dich, hinzuhören.

Was würdest du tun, wenn du mutiger wärst?

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