Weil ich da oft drüber stolpere, wenn jemand sagt, er oder sie wolle mehr Sport machen und habe sich deshalb jetzt beim Yoga angemeldet.
Weil ich mir wünsche, dass Sport wirklich das letzte ist, dass dir in den Sinn kommt, wenn du an Yoga denkst.
Weil ich es super fände, dass du darüber nachdenkst, warum du dich für eine bestimmte Form der Bewegung entscheidest.
Weil die Absicht hinter einer Gewohnheit mitbestimmen wird, wie erfolgreich das für dich verläuft.
Also: Warum machst du Sport? Warum übst du Yoga? Warum gehst du zu Fitnesskursen?

Ich arbeite als Fitnesstrainerin und als Yogalehrerin. Ich verbinde diese beiden Welten in meinem Leben und meinem Unterrichten. Das heißt nicht, dass meine Fitnesskurse Yogaklassen sind oder andersrum. Das trenne ich dann doch ziemlich scharf. Aber mein Wissen aus beiden Welten fließt immer ein.
Ich möchte dir einmal den Unterscheid aufzeigen zwischen Yoga und Fitness und Sport. Dafür habe ich mir diesmal sogar die Mühe gemacht, etwas ausführlicher zu recherchieren, Definitionen herauszusuchen und hier nicht einfach nur (m)eine Meinung rauszuposaunen.
Beginnen wir mit dem Begriff Sport.
Der Duden schreibt:
„Sport ist eine zur körperlichen Ertüchtigung ausgeübte körperliche Betätigung.“ Wichtig ist dabei: „Sie wird nach bestimmten Regeln [im Wettkampf] ausgeführt.“
Regeln. Wettkampf. Lass uns diese beiden Begriffe im Zusammenhang mit Sport mal im Hinterkopf behalten.
Denn wenn du jetzt sagst „Nicht jeder Sport ist körperlich (Schach, anyone?) und nicht jeder Sport ist ein Wettkampf“ – dann hast du Recht. Der Begriff Sport hat sich umgangssprachlich weiterentwickelt:
Durch die umgangssprachliche Nutzung des Begriffs wurde seine Definition so weit verwässert, dass manche Quellen so weit gehen, gar keine Definition mehr abgrenzen zu wollen.
Der DOSB (Deutscher Olympischer Sportbund e. V. ) spricht bei Sport immer noch von Aktivitäten, die mit Bewegung zu tun haben, und die hauptsächlich Gesundheit und Fitnesserhalt als Ziele haben (ja, Schach wurde dennoch als Sport anerkannt).
In einem Positionspapier geht der DOSB allerdings noch weiter und erläutert die Bedeutung des organisierten Sports (z.B. in Vereinen) wie folgt:
„Neben der Bewegungsförderung geht es in den Sportvereinen auch um altersgerechte Kinder- und Jugendarbeit im Allgemeinen sowie die Stärkung von Partizipation und Engagement von jungen Menschen, um politische Bildung und gesellschaftliche Teilhabe. Der gemeinnützig organisierte Sport ist wie kaum ein anderer gesellschaftlicher Akteur durch seine Attraktivität, seine soziale und geografisch flächendeckende Reichweite in der Lage, junge Menschen weitestgehend unabhängig von persönlichen, sozialen, finanziellen und kulturellen Ressourcen zu erreichen. In dieser Rolle tritt der organisierte Sport vor allem auch Rassismus, Rechtsextremismus und anderen Formen von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit entschieden entgegen.“
Historisch gesehen stand der Sportbegriff mit seinem Wettkampfgedanken anderen Körperübungen anfangs entgegen. Über die Jahre ist das aber mehr und mehr ineinander übergegangen, sodass der Begriff Sport heute eben auch für Bewegungsformen genutzt wird, die keinen Wettkampfcharakter haben.
Wenn du also zum Krafttraining gehst, joggen, zu einem Sport- oder Fitnesskurs, wenn du Rennrad fährst, Bodybuilding betreibst oder Schach spielst – dann machst du Sport.
Der Begriff „Fitness“ ist der Unterhaltung beigetreten.
Der Duden sagt:
Fitness ist eine „gute körperliche Verfassung, Leistungsfähigkeit [aufgrund eines planmäßigen sportlichen Trainings]“
Fitness ist also etwas, was aus dem Ausüben eines Sports resultieren kann. Dabei geht Fitness aber oft über die eine Fähigkeit, die bei einem bestimmten Sport gebraucht und die entsprechend auch trainiert wird, hinaus.
Beispiel: Ein Gewichtheber ist superstark. Er trainiert auf Kraft.
Wenn sein Training darüber hinaus wenig Ausgleich beinhaltet, dann wird seine overall fitness aber vielleicht gar nicht so ausgeprägt sein, weil er zum Beispiel selten läuft, schwimmt oder Fahrrad fährt.
Für overall fitness spielen nämlich alle Qualitäten von Bewegung eine Rolle: Kraft, Ausdauer, Koordination, Flexibilität, Elastizität und Entspannung.
Interessant ist hier, wie der DOSB das differenziert:
„Mehr Sport und Bewegung und vor allem systematisches Training der Fitnessfaktoren minimieren nachweislich Risikofaktoren, die zu nicht-übertragbaren Erkrankungen (z. B. Bluthochdruck, Diabetes, Krebs, Adipositas etc.) führen und tragen ebenso nachweislich zur psychischen Gesundheit bei. Sportvereine und -verbände leisten seit Jahrzehnten einen wesentlichen Beitrag zur Gesunderhaltung der Gesellschaft.“
Was ich an dieser Textstelle mag: Erstens, sie bezieht mit ein, dass ein systematisches Training aller Fitnessfaktoren nicht das gleiche ist/sein muss wie das Training für einen expliziten, i.d.R. wettkampforientierten Sport. Zweitens, sie berücksichtigt etwas, das v.a. im Leistungssport oft vernachlässigt wird: körperliche UND mentale Gesundheit und Wohlbefinden.
Gesundheit, Wohlbefinden
– klingt, als würde Yoga da schon ganz gut reinpassen, oder?
Ich hatte beinahe erwartet, im Duden keine Definition für Yoga zu finden. Umso überraschter war ich, eine vorzufinden, die darüber hinaus auch noch so lautet:
„indische philosophische Lehre, die durch Meditation, Askese und bestimmte körperliche Übungen den Menschen vom Gebundensein an die Last der Körperlichkeit befreien will“
Das hat mich direkt ein bisschen froh gemacht. Dass in der Definition der philosophische Anteil an erster Stelle steht. Und dass körperliche Übungen da zwar als ein Bestandteil genutzt werden können, dass Yoga aber eben nicht als Bewegungsformat – oder gar als Sport oder Fitnessroutine – bezeichnet wird.
Denn das ist Yoga nun mal nicht.
Ich habe das auch schon mal geschrieben: Yoga ist nicht etwa ein Work-out, sondern ein Work-in. Eine sehr persönliche Möglichkeit, mehr über sich selbst zu erfahren, über Muster, über Denkweisen, darüber, wie wir mit Blockaden umgehen, mit Hindernissen und mit Neuem, mit Versagen, Frust, mit Gelingen, Stolz und Ego.
Yoga ist kein Training. Yoga ist kein Sport. Yoga ist keine Fitnessroutine.
Natürlich wird sich dein Körper verändern, wenn du eine regelmäßige Asana-Praxis hast. Und natürlich ist sie wertvoll und sinnvoll, da viele der Asana neben den körperlichen Effekten weitere Vorteile haben, wie z.B. die Effekte auf das Nervensystem, auf Aufmerksamkeit und Konzentration.
Yoga ist ganzheitlich. Eine Lebenseinstellung.
Asana, die körperliche Betätigung im Yoga, nimmt dabei nur ein Achtel der Bestandteile ein, die dazugehören. Zumindest wenn man sich Yoga basierend auf dem achtgliedrigen Pfad von Patanjali ansieht. Zum Pfad habe ich in meinem vorherigen Artikel ein bisschen mehr geschrieben. Gerne schreibe ich dazu aber auch noch mehr – lass mich wissen, ob dich das interessiert.
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Quellen:
https://www.duden.de/rechtschreibung/Sport
https://de.wikipedia.org/wiki/Sport
https://www.duden.de/rechtschreibung/Fitness
https://www.online-fitness-coaching.com/was-ist-fitness-5-definitionen/
http://www.sportunterricht.de/lksport/wasistfitness.html