Anti-Diät-Tag

 Ich habe über 1.000 Fotos aus meinem Instagram-Feed gelöscht.

Das war vor etwa zwei Wochen.

Die Archiv-Funktion von Instagram hatte mir eines meiner alten Fotos vorgeschlagen. Ein Food-Foto von 2015 oder 2016.

Daraufhin ging ich zurück. Scrollte bis zu meinen Instagram-Anfängen in 2014.

Erschrocken darüber, wie sehr sich meine Gedanken immer wieder darum gedreht hatten,

was ich esse,

was ich nicht esse,

wie viel ich esse,

wie das nach außen hin wirkt, wenn ich etwas bestimmtes esse,

warum Menschen annahmen, dass ich bestimmte Dinge nicht essen würde.

»Du bist doch eigentlich immer auf irgendeiner Diät«, hat eine Kollegin 2017 zu mir gesagt, wenige Monate vor meiner Hochzeit.

Mein Verhalten zu Essen war in den letzten Jahren immer wieder gestört. Als mich jemand fragte, was ich denn als Oecotrophologin so essen würde, antwortete ich ernsthaft, dass ich morgens vor allem Kohlenhydrate zu mir nehmen würde und abends Protein mit Gemüse.

Ich sprach von Mahlzeiten in Makronährstoffen.

Von Low Carb über Intermittierendes Fasten hin zu heimlich naschen, von fünf Mahlzeiten am Tag zu zwei Mahlzeiten am Tag, hin zu zu viel Kaffee, um den Hunger zu zügeln, drehten sich meine Ernährungsexperimente immer um ein Ziel: dünn sein.

Ich nahm mir damit meine Energie, meine Freude an Essen, Geselligkeit, Leichtigkeit.

Als ich diese über 1.000 Fotos – eine ausführliche Dokumentation meines Essverhaltens in den letzten Jahren – sah, wurde ich immer trauriger.

Warum?

Das war die Frage, die ich mir stellte.

Warum war da immer dieses Bedürfnis, dünn zu sein?

Das Bedürfnis, mein Essen derart zu kontrollieren?

Warum legte ich so viel Wert auf Äußerlichkeiten?

Ich bin ein aktiver, sportlicher Mensch. Ich bin energetisch. Ich bin stark.

Und ich möchte so sein. Auf eine gesunde Weise.

Das geht nicht, wenn sich meine Gedanken die ganze Zeit mit Essen beschäftigen. Mit Verboten. Mit Restriktionen.

Es hat lange gedauert, ein Verhältnis zu Essen zu finden, dass nicht mehr dadurch gekennzeichnet ist. Und darüber bin ich so froh.

So abgedroschen das klingen mag: Yoga hat mir dabei geholfen.

Yoga hat mir geholfen, Akzeptanz zu lernen. Für mich. Für meinen Körper. Für die Veränderungen, die er im Laufe des Lebens durchläuft. Die alle normal sind. Und ok.

Dass ich ok bin. Und dass ich nicht mein Körper bin.

Veröffentlicht in: News

Ein Gedanke zu “Anti-Diät-Tag

Die Kommentarfunktion ist geschlossen.